Seit vielen Jahrzehnten nun ist Plastik in unserem Alltag allgegenwärtig. Ein Leben ohne Plastik ist für die meisten Menschen kaum vorstellbar. Doch, dass der Gebrauch von Kunststoff eine dunkle Kehrseite hat, auch darüber lässt sich nicht mehr hinwegsehen. Unvorstellbare Mengen Plastik schwimmen in den Weltmeeren, verunreinigen die Ökosysteme und sind Schuld am Tod unzähliger Meeresbewohner. Welche Auswirkungen Plastik auf die menschliche Gesundheit hat, ist noch nicht abschließend geklärt. Dass Weichmacher aus Kunststoffen aber den menschlichen Hormonhaushalt durcheinanderbringen können, weiß man bereits. Und auch, dass sich winzige Teilchen von Plastik – sog. Mikroplastik – schon in den menschlichen Verdauungstrakt vorgearbeitet haben, ist traurige Realität.
Hinzukommt, dass Plastik in der Herstellung große Mengen der endlichen Ressource Erdöl benötigt.
Irgendwie sollte es also gelingen, den übermäßigen Kunststoffkonsum einzudämmen. Nur wie? Darüber gehen die Meinungen auseinander. Denn Plastik ist nicht nur böse, es ist eigentlich auch unheimlich praktisch. Flexibel einsetzbar, formbar und dazu auch noch günstig.
Ein Teil der Lösung könnte bedeuten, dass man Plastik durch andere, nachhaltigere Stoffe ersetzt. Statt aus Plastik sollten Getränkeflaschen also wieder aus Glas bestehen. Und statt dem Kaffeebecher aus Plastik, könnte man Bagasse nutzen.
Was ist Bagasse?
Als Bagasse bezeichnet man die faserigen Rückstände, die in der Zuckerproduktion aus Zuckerrohr nach dem Auspressen zurückbleiben. Diese pflanzlichen Rückstände kann man entweder als Dünger verwenden, der den Zuckerrohrfeldern wertvolle Nährstoffe liefert oder verbrennen und die dabei entstehende Energie etwa zur Wärmeversorgung nutzen.
Eine andere, neue Nutzungsform, die sich momentan zu etablieren scheint, ist die Verarbeitung von Bagasse zu Einwegprodukten wie Bechern, Schalen oder Tellern. Diese könnten zumindest in einigen Bereichen Einwegprodukte aus Plastik ersetzen.
Bagasse Produkte
Zuckerrohr enthält relativ viel Feuchtigkeit. Auch nach dem Auspressen sind die Reste noch recht nass. Vor der Verarbeitung muss man sie deshalb trocknen. Dann werden die Pflanzenfasern in Form gepresst. Um eine neutral weiße Farbe zu erhalten werden sie meist gebleicht. Die Umweltauswirkungen hiervon können noch nicht umfassend belegt werden. Abgesehen von diesem Prozess werden den meisten Bagasseprodukten im Normalfall aber keine weiteren Chemikalien zugeführt.
Denn auch ohne Zusatz von stabilisierenden Stoffen sind sie wasserfest, fett- sowie hitze- und kältebeständig. Man kann also problemlos Bagasseteller mit heißer Suppe füllen, ohne dass die Schale durchweicht. Genauso gut kann man Bagasseschalen als schützende Verpackung von Obst und Gemüse nutzen (zumindest dort wo eine Verpackung unbedingt notwendig ist), denn auch hierfür ist Bagasse bruchsicher genug.
Bagasse statt Plastik
Anders als beispielsweise der Plastikersatzstoff PLA ist Bagasse ein rein biobasiertes Material, das vollständig kompostierbar ist und beim Abbauprozess sogar Nährstoffe in den Boden einbringt. Seine Beschaffenheit erinnert eher an die von Pappe, als an Plastik. Deshalb eigent sich Bagasse bisher vor allen Dingen für folgende Produkte aus dem Einwegsortiment:
- Verpackungsschalen für Obst und Gemüse
- Einmalgeschirr (Becher, Teller, Schüsseln)
Für Besteck eignet sich Bagasse weniger. Hier ist Pappelholz eine relativ nachhaltige Variante. Produkte aus Bagasse sind vor allem für den Take-Away-Bereich oder Großveranstaltungen geeignet.
Die richtige Entsorgung ist wichtig
Wichtig: Wenn Bagasse nicht korrekt entsorgt wird, geht einer ihrer wichtigsten Vorteile gegenüber Plastik verloren – die Kompostierbarkeit. Entsorgt man Bagasse im Restmüll, wird sie zusammen mit anderem Müll einfach verbrannt. Also ab auf den Kompost oder in die Biotonne mit Bagasse (Achten Sie hier jedoch auf die Angaben der örtlichen Müllentsorgungsfirma; nicht jede Kompostieranlage kann mit großen Mengen Bagasse umgehen).
Außerdem: Bagasse sollte nicht einfach in der Umwelt entsorgt werden. Die Produkte können sich zwar abbauen, dafür brauchen sie aber bestimmte Umweltbedingungen (bestimmte Temperatur und Luftfeuchtigkeit), die nur in Kompostieranlagen gegeben sind.
Bagasse Vorteile im Überblick:
- kompostierbar
- fettresistent
- kälte- und hitzebeständig
- wasserundurchlässig
- geschmacksneutral
https://www.plastikalternative.de/bagasse-vs-plastik/